Wolgast - page 2

Am 01.07.2014 fand in der regionalen Schule „Th. Kosegarten“ in Wolgast die Fernsehaufzeichnung einer Gesprächsrunde über Angebote und Möglichkeiten für Kinder von Asylbewerbern in Vorpommern statt. An der Kamera standen neben Schülern des Runge-Gymnasiums Jugendliche aus Afghanistan, Tschetschenien, dem Irak, Serbien und Syrien. Sie verfolgten aufmerksam die Diskussion zwischen Stefan Weigler, dem Bürgermeister der Stadt Wolgast, mit dem Greifswalder Politiker und syrischen Staatsbürger Al Najjar Ibrahim und der Betreuerin der Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber in Wolgast Milia Bentzien von European Homecare GmbH. Hossein Tabibi, geboren in Afghanistan, versuchte in dem Gespräch die schwierige Situation der jugendlichen Asylbewohner darzustellen. Er forderte von den Politikern mehr Aufmerksamkeit für die Probleme und sprach neue Fördermöglichkeiten an.
2012, während der Durchführung unseres Jugendmedienprojektes „Gesichter einer Stadt“ über Ausländer in Wolgast, konnten wir junge Menschen aus sozial schwachen Schichten begeistern, sich mit den Schwierigkeiten des Aufbaus eines Asylbewerberheimes in Wolgast auseinanderzusetzen. Die Idee „between the countries“ entstand. Eine Fortführung unserer Arbeit durch die Schaffung neuer, kontinuierlicher Angebote für asylsuchende Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern, umgesetzt in einem zweijährige Medienprojekt.
Am Anfang war es ein schwieriger Weg. Zwischen den deutschen und ausländischen Jugendlichen standen Berührungsängste und Vorbehalte. In getrennten Gruppen haben wir versucht, über Beobachtungen mit der Kamera, die Jugendlichen einander näher zu bringen.
Dann der Bruch. Über Nacht wurden 8 Schüler und Schülerinnen aus Tschetschenien von Wolgast in ein sogenanntes sicheres Drittland abgeschoben. Unsere Videogruppe mit den ausländischen Jugendlichen stand nach mehreren Monaten wieder am Anfang. Ein Problem, mit dem wir rechnen mussten, so die Aussagen der Betreuer der Gemeinschaftsunterkunft.
Die deutschen Schüler drehten in dieser Zeit kurze filmische Porträts von den neu angekommenen ausländischen Gästen in der Wolgaster Baustrasse. Die Jugendlichen erfuhren vom afghanischen Flüchtling, der heute wieder, wie damals in seiner Heimat, als Schneider für die Gemeinschaftsunterkunft arbeitet, von seiner monatelangen Flucht, den entstandenen Kosten für die Schleusser und seiner Angst, Deutschland wieder verlassen zu müssen.
Heute sind seine Kinder in unsere Filmgruppe aufgenommen. Die jetzt zehnjährigen Videofilmer haben in Wolgast nun ihre eigene Gruppe und lernen mit Hilfe der Videotechnik, die neue Umgebung zu verstehen. Unsere Fortgeschrittenen sind jetzt mit der Kamera in ganz Wolgast auf der Suche nach Tönen, Melodien und Geräuschen, um in ihrem neuen Film „music is the key“ die Vielfalt der Musik einer Stadt zum Klingen zu bringen. So vermischen sich dann in Wolgast arabische Volksweisen, mit russischem Gesang und deutschen Kirchenliedern.